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Geschichtliches

Blickte man um 1830 von der Mölkerbastei über das Glacis in Richtung Alservorstadt, so sah man die Türme der Kirche und davor die alten Häuser, eine bürgerliche Schießstätte und einen aufgelassenen Friedhof.

Schon Kaiser Franz I. legte gedanklich um 1813 den Grundstein für ein neues Gerichtsgebäude, doch dann fehlte der Stadt Wien das nötige Geld.

Erst die große Arbeitslosigkeit zwang dazu, die Bautätigkeit anzukurbeln und so wurde 1831 die Baubewilligung für das Kriminalgericht erteilt und 1832 nach den Plänen des Architekten Johann Fischer begonnen. Am 13. Mai 1839 konnte dieses seiner Bestimmung übergeben werden. Die Einweihung der Hauskapelle fand am 01.12.1839 statt.

Dieser voluminöse Bau, der die alte Schranne des Wiener Magistrats am Hohen Markt ersetzte, bildete im Rahmen der Verbauung der Vorstadtfronten einen neuen optischen Schwerpunkt. Nach militärischem Gesichtspunkt angelegt, erhielt er eine Fassadengestaltung im Sinne der „architecture parlante“. Das Gebäude orientiert sich zweifellos an Palastbauten der italienischen Frührenaissance. Der Anblick soll fürchterlich und auch stolz sein, um Schrecken denjenigen zu verkünden, „die sich durch ihre Streiche der menschlichen Gesellschaft unwürdig gemacht haben“.

Die Baufläche betrug 21900 m², die Fassadenlänge auf der Landesgerichtsstraße 223 m. Das als städtisches Kriminalgericht errichtete Gebäude wurde nach Schaffung unserer heutigen Gerichtsorganisation mit 1.7.1850 vom Staat erworben.

Im Laufe der folgenden Jahre kam es zu Um- und Zubauten, die großen Höfe der Anstalt waren dafür bestens geeignet.

Bereits im Jahr 1870 wurde der Straßentrakt in der Alserstraße erweitert und gleichzeitig der Große Schwurgerichtssaal errichtet.


Am 28. Mai 1868 fand die letzte öffentliche Hinrichtung in Wien auf der Richtstätte „Spinnerin am Kreuz“ statt, danach nicht öffentlich im „Galgenhof“ des so genannten „Grauen Hauses“, welcher 1874 errichtet worden war.


Immer wieder erfuhr die Anstalt Erweiterungen. Beispielsweise die Errichtung eines Neubaus mit hauseigener Bäckerei im Jahr 1895. Diverse Wirtschaftsgebäude, mit eigener Großküche, einem Waschhaus und Hauswerkstätten sowie ein Heizhaus kamen um 1900 dazu. In der Zeit von 1914-1918 mussten die bereits Jahre zuvor geplanten 237 Einzelhafträume, der so genannte „E-Trakt“ errichtet werden, um den veränderten Erfordernissen entsprechen zu können. Dieser Gefangenentrakt verfügte über Zentralheizung sowie elektrisches Licht.


Am 1. August 1926 fand die Weihe von 2 neu gefertigten Glocken statt. Die alten Glocken waren im Zuge des 1. Weltkrieges gemeinsam mit den zinnernen Orgelpfeifen für Kriegszwecke eingezogen und verwertet worden. Erst 1933 ist der Anschluss an eine zeitgemäße Kanalisation sowie die Einrichtung sanitärer Anlagen gleichzeitig mit der Installierung einer zentralen Radioanlage erfolgt. Weiters wurde aufgrund der Initiative des damaligen Direktors, namens Heinrich Geißler, ein Kino sowie ein Museum eingerichtet.

Bereits 1942 mussten die erst 1926 erzeugten Glocken kriegsbedingt wieder abgeführt werden. Erst im Jahr 1960 konnte man diese wieder ersetzen.

Mit dem Schafott im ebenerdig untergebrachten Hinrichtungsraum des Gerichtes wurden zwischen 1938 und 1945 insgesamt mehr als 1.200 Menschen hingerichtet. Während der NS-Zeit lauteten viele Urteile auf „Hochverrat und Wehrkraftzersetzung“. Heute ist der ehemalige Hinrichtungsraum im Landesgericht eine Gedenkstätte. Jährlich wird am Allerheiligentag, dem 1. November, in Erinnerung an die dort zu Tode gekommenen Menschen, eine Trauerfeier abgehalten.


Die letzte Hinrichtung in Österreich erfolgte am 24. März 1950.

Gegen Ende des 2. Weltkrieges am 5. November 1944 schlug eine Bombe eines amerikanischen Flugzeuges im Stiegenhaus des so genannten AB-Traktes ein, wobei 5 Wachebeamte und mehrere Gefangene ums Leben kamen.

Im Jahr 1964, also rund 100 Jahre nach ihrer Errichtung, wurde die Anstaltskapelle generalsaniert. Die aus der Errichtungszeit des Hauses stammende Orgel befindet sich nach wie vor in der neu errichteten Kapelle des Hauses in Verwendung.

Im Jahr 1973 überlegte man im Bundesministerium für Justiz, ob das Landesgerichtliche Gefangenenhaus I – Wien, wie es damals hieß, generalsaniert oder neu gebaut werden sollte. Schließlich einigte man sich auf einen Neubau, welcher in 3 Etappen bei laufendem Betrieb mit rund 1.000 Insassen errichtet werden sollte. Der Bau erfolgte schließlich in den Jahren 1980-1995.


Die Justizanstalt verfügt nunmehr über eine Gesamtnutzfläche von 68.500 m2. Die Insassen sind in mehreren Trakten untergebracht. Neben den Hafträumen, wurden Dienstzimmer, Werkstätten, Räumlichkeiten für die Anstaltsfahrzeuge sowie der Anlieferungshof, ein Festsaal für 242 Personen, ein Turnsaal, die Sonderkrankenanstalt, diverse Verwaltungsräume sowie die neue Kapelle geschaffen.

Inzwischen ist das „neue“ Haus auch schon in die Jahre gekommen. Der 24-Stundenbetrieb fordert seinen Tribut. In den nächsten Jahren ist daher eine Funktions- und Bestandssanierung vorgesehen.