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Geschichtliches

Das Bezirksgericht Bregenz ist in einem stattlichen Bau, der in seinem ersten Bauabschnitt auf das 17. Jahrhundert zurückgeht, untergebracht. 1680 wurde dieser von dem wohlhabenden Bregenzer Bürger Marx Weiss an der „Oberen Gassen“, der heutigen Anton-Schneider-Straße, errichtet. In weiterer Folge ist die Liegenschaft im Besitz des Salzfaktors Marx Andrä Weiss, dessen Erben sie 1804 an den Ärar verkauften. Jahrzehntelang diente das Haus als Salzamt und Wohnung für die Salzamtsbediensteten, bis im Jahre 1840 das Gericht das Haus bezog. In dieser Zeit dürfte auch eine, derzeit noch nicht genau datierbare Erweiterung des Gebäudes durch einen Zubau erfolgt sein. Eine räumliche Vergrößerung erfuhr dann das Bezirksgericht Bregenz erst wieder in diesem Jahrhundert, als in den 70er Jahren ein Neubau für das Vermessungsamt Bregenz und für den inzwischen gestiegenen Raumbedarf des Bezirksgerichtes an der Bergmannstraße errichtet wurde.

Im Jahre 1806 - es ist die Zeit als Vorarlberg zu Bayern gehörte - wurden Landgerichte eingerichtet. Sie waren sowohl für Verwaltungs- als auch für Gerichts­angelegenheiten zuständig. Nach der Rückkehr Vorarlbergs im Jahre 1814 zu Österreich wurden sie beibehalten und erst 1850 aufgehoben, als es zur Trennung von Verwaltung und Justiz in der Folge der Revolution von 1848 kam. An Stelle der Landgerichte wurden Bezirksgerichte und Bezirkshauptmannschaften neu geschaffen. 1854 kam es wieder zu einer Zusammenführung beider Behörden zu gemischten Bezirksämtern, bis 1868 im Zuge der großen Verwaltungsreform endgültig die Trennung in Bezirkshauptmannschaften und in die noch heute in Vorarlberg bestehenden sechs Bezirksgerichte (Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Bludenz, Montafon-Schruns, Bezau) erfolgte.

Der bauliche Zustand des über 300 Jahre alten, in einer für die damalige Zeit gängigen Mischbauweise (Außenmauern in Stein, Innenwände in Fachwerk) ausgeführten Gebäudes, erforderte zunehmend Sanierungsmaßnahmen. So galt es einmal, das unbefriedigende Erscheinungsbild zu verbessern und verschiedene aufgetretene Baumängel grundlegend zu beheben, zum anderen waren Ver­besserungen bei der Nutzung des Gebäudes und in seiner Funktionalität herbeizu­führen. Die Umsetzung von Bundeshochbauvorhaben in Vorarlberg im Rahmen der Bundesgebäudeverwaltung I wird vom Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung VIIc - Hochbau gemeinsam mit dem Landeshochbauamt Feldkirch wahrge­nommen. Der Aufgabenbereich umfasst dabei sowohl die Planung und Errichtung von Neubauten, als auch die gesamten Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen sowie die nötigen Bestandswartungen. Im Zuge der Bauabwicklung werden sowohl die Projektleitung als auch meist die örtliche Bauüberwachung von eigenen Bediensteten durchgeführt. In Vorarlberg fallen in die bautechnische Betreuung von Bundesge­bäuden im Bereich der Justizverwaltung das Landesgericht Feldkirch mit der ange­schlossenen Justizanstalt Feldkirch (samt Außenstelle Dornbirn) und die 6 bereits erwähnten Bezirksgerichte.

Bei der zweifellos historischen Bedeutung des Gebäudes für Bregenz wurde auf möglichst schonenden Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz Gewicht gelegt. Das Gerichtsgebäude wurde unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte und der funktionellen Vorgaben eines zeitgemäßen Amtsbetriebes einer umfassenden Erneuerung unter gleichzeitiger Belassung aller erhaltenswerten Bauteile unterzogen.

Dem zu erfüllenden Raumprogramm konnte ohne wesentliche Änderungen der bestehenden Raumaufteilung entsprochen werden. Vor allem konnte durch die Auflassung der Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss wertvoller Raum für die Schaffung von drei Büroräumen und des Sozialraumes gewonnen werden. Die Möglichkeit für die Archivierung von Akten wurden durch den Einbau einer Rollregalanlage im Erdgeschoss wesentlich verbessert.

An denkmalpflegerischen Maßnahmen sind besonders die Restaurierungen der in verschiedenen Räumen vorhandenen barocken und klassizistischen Stuckleisten­decken zu erwähnen. Diese hatten durch zahlreiche Übermalungen viel von ihrer ursprünglichen Plastizität verloren. Um die Profilform und die Eleganz der Linien zu verdeutlichen, musste bis zu 13 Malschichten abgenommen werden. Ferner ist die Restaurierung des Tores des Haupteinganges mit seinen bemerkenswerten geschmiedeten Beschlägen anzuführen. Eine künstlerische Ausgestaltung erfuhr der Gangbereich des zweiten Oberge­schosses durch ein Objekt ("18,0 vertikal", Acryl auf Gips, 240 x 228 x 8 cm, 1997) des in Vorarlberg lebenden und arbeitenden Künstlers Manfred Egender.

Mit der nunmehr abgeschlossenen Sanierung des Bezirksgerichtes Bregenz steht nicht nur den Bediensteten, sondern der gesamten Bevölkerung, die hier ihr Recht sucht, ein Gerichtsgebäude mit einer freundlichen und hellen Atmosphäre zur Verfügung.